MUSTERBRÜCHE: Kriterien. Woran erkennen Sie die und wie geht sowas?

Worum geht's?

Musterbruch ist ein so ausgelutschtes Buzzword wie »Thinking out of the box« oder »neues Denken«. Im Ausrufen von Denkrevolutionen sind wir ziemlich gut, inzwischen ein Massensport. Praktisch erfolgreiche Musterbrecher sind allerdings weniger häufig anzutreffen. Wie geht Musterbruch?

  1. Paradigmenwechsel: Das Gesamtsystem anders bewerten (wer Lust auf eine Erläuterung eines solchen anspruchsvollen Wechsels hat, hier zu Youtube).
  2. Neue Standards, andere Regeln: In der Lage sein, den Kompass für die Praxis umzueichen. Die letzten Jahrzehnte ging's um Optimierung (Effektivität und Effizienz - das können wir), jetzt geht's um Innovation. Das eher nicht.
  3. Personalwechsel: Musterbruch funktioniert niemals (nur) mit den alten Köpfen.
  4. Inspiration und geistiger Zufluss: Den Mainstream - die alte Normalität - abschotten und versiegeln. Wenn sich alle einig sind, stimmt was nicht. Eigene Kanäle entwickeln bzw. öffnen, spreizen, variieren, »düngen«, fördern.
  5. Lernen »in the long run«: Vor allem von sich selbst (!), das heißt von der eigenen Organisationserfahrung. Erfolgreiches stärken, Nicht-Erfolgreiches zurückfahren, Kombis testen - das ist zu systematisieren. Was regiert bisher? Benchmarking, Trends und die Essentials der allgemeingültigen Managementlehre: Informationen von außen.

Ist das machbar? ...

Der schwierigste Punkt sind nicht die ersten beiden (das schaffen inzwischen viele, weil Marktengpässe die Firmen zu mehr Neugierde zwingen). Bei drei wird’s schon hakelig. Bei vier verliert man privat soziale Beziehungen und organisational Menschen. Fünf aber ist das, was man in unseren Breiten schlicht nicht tut: Anzufangen, sich von angeblichen Fakten (der Stimme des Mainstreams: dem, was andere Unternehmer:innen sagen, was die BWL doch solide belegt, was in der Manager-Gala steht, was die Wirtschaftsweisen raten...) zu emanzipieren. Wie der Soziologe Niklas Luhmann unnachahmlich formulierte: Es geht hier darum, »sich von der Realität nicht düpieren zu lassen«. Ein solches unkorrumpierbares Interesse an »Selbstreferenz«, für die eigene Wirksamkeit, für »Inside-out«, die intern funktionierenden Energieflüsse und Eigenwerte, ist das Gegenteil dessen, was Sie – wir alle – gelernt haben. Denn »Evidenzbasiertes Handeln«, das Credo der westlichen Wissenschafts- und Wirtschaftswelt, garantiert dem System, dass Sie das tun, was offiziell bestätigt, beglaubigt ist und was alle tun. Es flankiert die Norm und sichert sie ab. Das ist nicht verkehrt oder schlecht; bloß - Achtung, Logik: Zu Musterbruch führt es nie. Musterbruch bedeutet, eine eigene Professionalität im gegen-die-Norm-verstoßen zu entwickeln. Der wunde Punkt: Angst, Unsicherheit, fehlende Planungsgrundlagen. Was wir stattdessen wollen, ist: Musterbruch auf empirisch validierter Basis. Und das ist leider Unsinn.

... Antwort: ›Schon, aber nur mit Extrameile‹

Dagegen anzuhandeln ist nicht einfach. Sie stehen dann gegen die Welt. (Ein ganzes ökonomischer Cluster – Silicon Valley – hat das über Jahrzehnte beispiellos erfolgreich elaboriert und war deswegen bisher das größte Vorbild. Die Essentials stehen hier. Derzeit verlieren sie dort allerdings den Faden: Sie entwickeln sich von der globalen Werte-Drift weg. Der Gegenwind wird stärker.) 

Und jetzt sind wir dran. Wollen Sie? 

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