»UWE«

Beziehungsmanagement auf dem Vormarsch

»Unique Working Experience«

Beziehung ist, wenn Eingebundenheit erlebt wird

Herkunft

Menschen kommen aus Menschen. Übrigens nicht nur Säugetiere, auch Vögel zum Beispiel: Das Ei kommt aus der Henne. Lebewesen stammen aus Lebewesen, heißt, das Maximum an Beziehung, ihre größte Intensität, ist engste Verbundenheit. Ein sich-genau-Kennen.

Menschen sind geradezu versessen darauf: Deshalb lesen wir die Gala (was ist los im Königshaus?), Unternehmer das Manager-Magazin (wie tickt Elon Musk?), evangelisch Gläubige Chrismon (wie denken modern-säkulare Gläubige?). Derlei zeigt die menschliche Sehnsucht herauszubekommen, wie Leute, die mir ähnlich sind, die Sache sehen. Wir sind gierig nach dem Inneren anderer Menschen. 
Logisch, denn da kommen wir her.

Was bedeutet das?
Dass in Gruppen, die wir ›organisiert‹ nennen (etwa Firmen), die Leute genau das auch wollen. 


Was denken die anderen? Wie sehen wir das hier, wo will die Führung hin, an welchem Strang ziehen wir gerade alle? Derlei vermittelt sich nicht von selbst und ist selten offensichtlich. Offensichtlich sind meist die Kontroversen, und deshalb ist »Beziehung« einer der wichtigsten Führungsjobs. Wir finden: Der wichtigste. Denn rechnen kann die KI besser als wir, und die Mitarbeiter sind kompetent auf ihrem Gebiet auch selbst.

Vergangenheit: Die Zwergenversionen des Themas heißen wahlweise: Ziele, Mission Statement oder Leitbild (heute umgetauft: Purpose), KPI. Da „steht drin“, wo wir alle hin wollen. - Beziehungsstatus: Nullnimmer.
Gegenwart: Schwierig. Fachkräftemangel und Arbeitnehmermärkte zeigen offen an, dass das nicht mehr funktioniert.
Zukunft: UWE. Bedeutet Unique Working Experience, eine Art interner USP in Sachen Beziehungsqualität.

Immer mehr Firmen messen die Qualität ihres internen Arbeitserlebens und entwickeln auf dieser Basis die Weise, wie sich Menschen in der Firma sozial empfinden, weiter. 
  • Werde ich gesehen? Bin ich No. 1002 oder Sabine Schulz? 
  • Ist Anerkennung hier Sonderbonus oder Basic?
  • Was bedeutet Kollegium – Leute physisch um mich herum oder solche, die ich begleite und die mich begleiten in meinem aktuellen Tun? An deren Leben ich schon deswegen Anteil nehme, weil das auch die Firma tut (die z.B. Gitte 4 Wochen einen Sonderstatus gewährt, weil sie gerade einen kranken Vater pflegt)?
Deep Future:
Das anfänglichen Messungs-Optimierungsmuster aus dem 19. Jahrhundert auf
Verhaltensebene hieven. Next Level: In der Organisation ein empirisch validierbares kulturelles Gedächtnis etablieren, demzufolge alle sofort bemerken, wenn gegenseitige Aufmerksamkeit nachlässt, der Fokus sich verschiebt oder sich ökonomisch verengt, aufgrund des Zahlenwerkes die humane Qualität zurückgefahren wird. (Memo: Dass viele Pflegekräfte aus dem Job ganz 'raus wollen oder es schon sind, liegt nicht an einer zeitweiligen Krisensituation, die allen Unmenschliches abforderte, sondern an Organisationen, die auch danach nichts ändern. Dass viele Jüngere keine Führungsverantwortung übernehmen wollen, liegt nicht am Desinteresse am Thema, sondern an einer vorgelebten Führung, die sozial so abstoßend ist, dass man sich selbst dafür nicht hergeben mag. Usw.)

Wie geht das? Mit IT und KI. 

Beziehungsmanagement lernt niemand. Unis und Hochschulen lehren stattdessen „Social Skills“, inzwischen auch „Future Skills". So heißen die Ergänzungs- und Reparaturwerkstätten zur klassischen Management-Denke, die noch - wie früher - gut operationalisierbar und als "Tools" vermittelbar sind.

Aber auch die KI ist ein Tool und »Kultur« kann sie meisterhaft. Die Arbeitsmärkte spiegeln deutlich wider, dass in den Personal- und Führungsstrukturen die Old Habits einfach weiterlaufen, während sich die neue Garde absentiert und ein eigenes Spielfeld aufmacht. Motto: »Wenn ich hier Eingebundenheit nicht erleben kann, gehe ich woanders hin. Für die Degradierung zum KPI-Produzent werde ich viel zu schlecht bezahlt.«

Was tun wir?
Performance-Management aus den 1980er Jahren wieder einführen. 

Wer betrieblich überleben will, wird bald umschalten müssen. Wir können uns an veränderte Umfelder anpassen, aber dass die Umfelder sich an uns anpassen, hat bisher noch niemand beobachtet.