Heute: Ein moderner Philosophenkönig
(*1957; erst Familienname, dann Vorname) ist der zweite Vordenker hier. Ein chinesischer Politologe; er lehrt an der Universität Shanghai und gehört zu den bekanntesten Wortführern des Beijing Consensus, also des „chinesischen Modells“.
Er war lange für die chinesische Führung tätig. Viele Argumente seiner Sicht der Welt decken sich mit Überzeugungen von Zhao Tingyang (Tinaxia-Konzept) - etwa das Kopfschütteln über die Dummheit des Westens zu glauben, dass Menschen ewig erwachsen und vernünftig genug seien, in freien Wahlen demokratisch zu wählen. ›Mag ja sein, dass das in einem kurzen historischen Zeitabschnitt zufällig funktioniert, bloß lehrt jedes Geschichtsbuch eine andere Lektion.‹
Kennt man die Glaubenssätze Chinas, ist das plausibel. Dahinter steht nicht ein „negatives“ Menschenbild oder Defätismus, sondern eine Art – so würden das Chinesen vielleicht formulieren, Achtung: Ideologie-Sprech – humanistischer Realismus. Denn dieser Realismus wird legitimiert durch die Überlegung, was für alle das Beste wäre. Wenn Demokratie letztlich notorisch zu Kollaps und Krieg führt, sollte man sich mit diesem Umweg erst gar nicht aufhalten.
Diese Überlegung kann man durchaus humanistisch nennen, auch wenn sich Europäern dabei der Magen umdreht. Denn mal kurz geistig helle gemacht: Lassen sich am Maßstab humanistischer Intelligenz
Beides ist kaum vergleichbar - es ist anders.
Wie nützlich wird es sein, meine eigene kleine Überzeugung zum Thema Mensch gegen deine kleine Überzeugung zum Thema Mensch hochzuhalten? Und wenn das jede Kultur machte: Geht so Frieden? Intelligenz? Wäre es nicht klüger, sich als »Land der Dichter und Denker« zu fragen, was dabei herauskäme, wenn wir anfingen, diese Ideen zusammenzuwerfen und unsere geistige Kernkompetenz allmählich mal wieder konkret anzuwenden?
Allerdings muss man sich dazu für andere wirklich interessieren.
Sprechen wir uns im nächsten Jahrhundert dazu wieder. Derzeit ist nichts dergleichen in Sicht. Wir sind in jedem Fall davon überzeugt, dass allein in der Handelskommunikation, zwischen diesen Akteuren, riesige Möglichkeiten brachliegen: Horizonte gemeinsamer, hoch attraktiver Bereiche, an denen beide Seiten mit viel Energie und Überzeugungen arbeiten (ohne die jeweils eigene normative Fraktion zu mindern) und es beiden lohnend erscheinen könnte. Allein das Tianxia-Konzept liefert dafür zahlreiche Andockpunkte.
Den letzten Satz im folgenden Video-Ausschnitt teilen wir zu 100 Prozent.