Die drei Schweinehunde bei schnellen Forecasts

Foresight-Know-how: #Prognosefehler #FalseTrends

Kennen Sie das – Sie brauchen »mal eben« ein paar Branchen-Zahlen für ein Mehr-Monats-Projekt? Oder wollen wissen, wie ein Thema bei den Verbrauchern gerade ankommt?

Empirisch erwiesen ist, dass Dr. Google unangefochten auf Platz 1 steht, was die schnelle Recherche zwischendurch betrifft. Was völlig unschädlich wäre, wenn Entscheider diese Informationen des kalifornischen Such-Algorithmus’ nicht mit Forecast-Infos, die Geschäftsplanung fundieren können, verwechseln würden. Achtung: Dieser Missgriff betrifft keineswegs nur die Selbstsucher, sondern erwiesenermaßen genauso die »Profis«, etwa Fachabteilungen für Planung. 

Diesen drei inneren Schweinehunden sollten Sie daher niemals gestatten auszubrechen.

1. Umfragen ernstnehmen (= es gibt welche und Sie freuen sich)

Ergebnis: Sie werden mehrere zu Ihrem Thema finden und alle haben eine etwas andere Grundaussage. Was tun wir Menschen dann? Folgen entweder unserem Autoritäts-, Bestätigungs- oder Verfügbarkeitsfehler – oder einem der anderen hundert Bias-Strukturen, die unser Gehirn uns vorschlägt.

Merke: Forecast heißt, immer zu wissen, zu jeder Zeit justiert zu haben, welche Blickachse für Sie zählt. Wer sich die Blickachse von Marktforschungsinstituten diktieren lässt, hat auf VUCA-Märkten verloren.

2. Reports, Experten- und Prognose-Berichte scannen (= Sie finden welche, sogar seriöse, und nehmen sie als Planungsbasis)

Ergebnis: Sie werden Label ohne Substanz finden (die aber Ihre Projektionen antriggern, d.h. Sie werden glauben zu verstehen), viele Details insbesondere zu Technologietrends (zu Hypes gibt’s die meisten Studien) oder drei nicht-repräsentative Cases (die sehr interessant sind, bloß häufig Sonderbedingungen unterliegen). Und vieles andere.

Merke: »Trend« ist in der Öffentlichkeit keine definierte Kategorie. Dass das so bleibt ist vitales Interesse von deren »Händlern«. Jeder versteht etwas anderes darunter (und handelt entsprechend). Liegt Raketentourismus im Trend? Irgendwie schon. Liegt E-Mobilität im Trend? Irgendwie schon. Liegt Ökologie im Trend? ... In dieser Art, die Welt zu sehen, ist fast alles trendaffin, bloß für ein konkretes Unternehmen in einer konkreten Branchennische häufig schlicht Unsinn.

3. Statistiken, Infografiken (= Sie interpretieren Zahlenreihen, indem Sie sie mit Motiven unterfüttern - weil es »doch so offensichtlich« ist)

Ergebnis: Von quantitativen Entwicklungen auf qualitative Merkmale zu schließen (steigende E-Mobility heißt steigende Akzeptanz dieser Technologie...?) ist keine gute Idee.

Merke: Quantitative Zahlenreihen ändern nicht unbedingt Erwartungen, Motive, Einstellungen, Werte. Oder auch: Sie zeigen Veränderungen, deren Qualität man den Zahlen selbst nicht entnehmen kann.

Schweinehund

Spontane Self-Hacks unseres Gehirns gab es zwar schon immer, nur schlagen sie in einer ungewiss-dynamischen Welt immer schärfer durch. VUCA-gemäße Planungsmethoden führen erst gar nicht dorthin – sie fußen auf neuer Psychologie; auf Kognitionswissenschaften und Verhaltensforschung (und preisen beispielsweise Bias-Strukturen gleich mit ein). Planen heißt heute immer mehr: den eigenen Denkapparat im Griff behalten. Dr. Google funktioniert natürlich auch, steht aber nicht in Verantwortung für die Folgen. Dort stehen nur Sie.


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