»Zukunft« auf wissenschaftlich

Könnte in Ihrer Firma für Innovationen und Modernisierung Zukunftsforschung eine echte Alternative zu herkömmlicher Unternehmensführung und BWL sein? Hier zur Tauglichkeitsprüfung

Disruptives Innovationsmanagement

Wenn die VUCA-Welt tatsächlich eine Wissensaufstufung erfordert, das Einüben von Komplexitäts- und Ungewissheitsbewältigung, müssen wir unser Denken und Bewerten ändern. Bloß hat niemand gelernt, wie das geht. Wie denkt man etwas heute Denk-Unmögliches? Ist das nicht pathologisch? Und falls ›nein‹: etwa praxisrelevante Wissenschaft - oder kann das weg? Einfache Antwort: Wenn Sie davon überzeugt sind, auch in den nächsten Jahren gut in den vorhandenen Strukturen mit den bisherigen Instrumenten wirtschaften zu können, kann das weg. Wenn Sie hingegen den Eindruck haben, dass wir in einer Phase sind, in der sich unser System – und in ihm die Wirtschaft – grundlegend wandelt, dann ist Umdenken die Prämisse für künftiges Handeln. Zumindest dann, wenn es erfolgreich sein soll. (Zukunftszugewandte Führungskräfte unterscheiden zwischen Wichtigkeit und Dringlichkeit. Mag sein, dass es erst einmal Dringlicheres gibt. Für solche Führungskräfte gibt es jedoch kaum Wichtigeres, als diesen Shift zu verstehen und frühzeitig die Weichen zu stellen.)

Sinn und Zweck des Buches

Zukunftsforschung ist die »Mutter« der Trendforschung. Unsere Reichweiten sind größer – 30 oder 50 Jahres-Perspektiven sind normal. Der Trick: Ins Visier genommen werden keine Entwicklungen, Dinge, Sachen, Werte, Haltungen, der »Wandel« von xy, sondern Potenziale, Horizonte: Zeit. Diese Disziplin bearbeitet den Möglichkeitssinn. Die BWL bespielt den Wirklichkeitssinn (messen: Zahlen, Daten, Fakten, Prognosen), also reine Evidenz. Bloße Möglichkeiten sind für sie ein begriffliches Feigenblatt für Zufälle (wahlweise für einen Mangel an Disziplin oder Kompetenz) – und die sind zu eliminieren, das ist der Antritt der ökonomischen Wissenschaften. Unserer nicht. Die Zukunftsforschung »feiert« nun aber nicht einfach den Zufall (»experimentiere!«), sondern nutzt ihn und dreht ihn quasi um – denn nur, weil es ihn gibt, können wir in Firmen Dinge erschaffen, die anfangs niemand für möglich hielt. (Der Chemiker Louis Pasteur hat einen berühmt gewordenen Spruch aus dieser Einsicht gewonnen: »Der Zufall begünstigt nur den vorbereiteten Geist«.) Führungsverantwortliche, die interessiert, wie so etwas geht, sind hier richtig. Sie lernen, systematisch Möglichkeiten zu entwickeln und real zu heben. Die Zukunftsforschung hat seit Jahrzehnten einen eigenen Denkwerkzeug-Koffer für derlei angelegt, aus dem wir die wichtigsten präsentieren.

Lässt sich auf den Punkt bringen, was Zukunftsforschung macht?

Die wissenschaftliche Abteilung (nur für die sprechen wir) erzeugt mit Hilfe gedanklich kontrollierter Fiktionen Vorstellungswelten, die - um es im Enterprise-Jargon zu sagen - noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat. Inzwischen können wir viele davon verwirklichen: Dank Realitätserweiterungen und Künstlicher Intelligenz sind solche Welten sinnlich längst begehbar, besuchbar, anzusehen, zumindest also virtuelle Realität. Wir sind heute auf einem zivilisatorischen Niveau, das uns erlaubt, keine Abkürzungen mehr zu brauchen; früher ging so etwas nur mit LSD, Esoterik, »Intuition« oder auch einer kreativen Kombination der gerade angesagten Hypes und Trends. Derlei filtert wissenschaftliche Zukunftsforschung systematisch heraus. Eine Kurzversion von Zukunftsforschung lautet: Zukunftsforschung zeigt, wie das noch nicht Denkbare denkbar, das noch nicht Mögliche möglich und das noch nicht Machbare machbar wird. Unser Fokus im Buch: Wie diejenigen ticken, die derlei in ihren Organisationen praktizieren und welche künftige BWL sich damit abzeichnet.

Was steht drin?

Ein Mix aus Verstehen (Erläuterungen zu dem, was hier Wissenschaft heißt) und Anwenden. Sie finden in diesem Buch zum Beispiel das zukunftsforscherische Zeitmodell (eine 9-Felder-Matrix), das Hauptwerkzeug für Komplexitätsbewältigung (eine Differenzierung verschiedener logischer Ebenen), kleine einfache Tools, die praktische Zukunftsforscher:innen in Unternehmen nutzen und viele Facetten des typischen Mindsets von entsprechenden Innovationsverantwortlichen. Und wir stellen Entscheidungsprogramme vor: Alternative Wege, wie in Organisationen entschieden werden kann – mit jeweils welchen Effekten für innovatives, potenziell disruptives Denken, und streifen Beispiele (etwa autonomes Fahren). Wir fächern ein zukunftsforscherisches Unternehmertum auf.

Für wen ist das Buch?

Für Menschen, die Grundsatzentscheidungen in Unternehmen treffen (kommt das für uns infrage?)

Für Innovatoren, die ihr Innovationsbesteck erweitern wollen

Für Leute, die sich schon immer gefragt haben, wie die großen Tech-Unternehmen ihre Innovationen hinbekommen, was die genau machen

Wissenschaftlich: Für Leute, die sich für Grenzen der BWL, die Anbau-Vorschläge anderer Disziplinen (Inter- und Transdisziplinarität) und damit für global zusammenwachsende und sich transformierende Wirtschaftswissenschaften interessieren


Epochen-schwelle

Aus dem pazifischen Raum schwappt ein fremdartiges Ökonomieleitbild zu uns herüber – was hat es damit auf sich?

Programm

Herausforderungen Komplexität, Globalisierung, Mehrdeutigkeit. Wie man Sinn analysiert und versteht (Komplexitätsbewältigung)

Paradigmen

BWL versus Zukunftsforschung: Stärken, Schwächen, Ausblick

Wirtschaft von morgen

An die BWL anbauen: Auch Wissenschaft wird disruptiv

Zum Reinlesen
Zukunftsforscherisches Management führt aus der Zukunft heraus zu uns zurück, nicht von heute aus ins Morgen. Solche Futur II-Führung gibt es in einem Überblicksartikel der ManagerSeminare 2018, Tutorial inklusive

Scientific Moonshot für Unternehmen mit Langlebigkeitsanspruch

Wir sollten allmählich damit aufhören, über VUCA nur zu reden, und endlich damit anfangen, sie zu bewältigen. Konkret, methodisch, systematisch. Die Grundlagen dafür im Buch.

Ökonomische Zukunftsforschung. Grundlagen – Konzepte - Perspektiven

277 Seiten, 1. Auflage 2017

Springer Gabler (Wiesbaden)

Softcover 39,99 € (inkl. MwSt.)





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